Kurzfassung

Viele Betroffene suchen lange nach der körperlichen Ursache für ihren Tinnitus – und bleiben oft ratlos zurück. Denn Tinnitus ist mehr als nur ein Problem im Ohr: Er entsteht im Zusammenspiel von Körper, Nervensystem und Psyche. In diesem Beitrag erfährst du, warum das Ohrgeräusch nicht immer auf eine organische Ursache zurückgeht, wie Stress und Gedanken den Tinnitus verstärken können – und warum das Wissen darüber der erste Schritt zur Veränderung ist.

„Ich höre ein Pfeifen – aber niemand findet etwas.“

Viele Menschen, die sich bei mir melden, haben bereits eine lange Odyssee hinter sich: HNO-Abklärungen, MRI, Hörtest, vielleicht sogar schon Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel. Und trotzdem bleibt das Ohrgeräusch – manchmal gleichbleibend, manchmal sich verändernd, oft belastend.

Wenn du dein Geräusch noch nicht medizinisch abgeklärt hast, empfiehlt sich das als erster Schritt – um körperliche Ursachen auszuschließen.

Die gute Nachricht: Auch wenn der Tinnitus bleibt, bist du ihm nicht völlig ausgeliefert.

Doch dafür braucht es ein anderes Verständnis – jenseits der reinen Ohrdiagnose.

Tinnitus ist mehr als ein Ohrgeräusch

Tinnitus bezeichnet zunächst einmal das Symptom: ein Geräusch, das nur du selbst hörst. Es kann pfeifen, rauschen, brummen oder klicken – mal leise, mal laut, mal dauerhaft, mal wechselnd.

Doch dieses Geräusch allein erklärt noch nicht, warum es für manche Menschen extrem belastend ist – und für andere kaum ein Thema. Das liegt daran, dass Tinnitus nicht nur im Ohr entsteht, sondern im Gehirn verarbeitet wird – und dabei stark beeinflusst wird von deinem inneren Zustand, deinem Stresslevel, deiner Aufmerksamkeit und deinen Gedanken.

Die Rolle von Nervensystem und Stress

Das zentrale Nervensystem spielt eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung und Verstärkung des Tinnitus. Wenn du dauerhaft unter Strom stehst, ständig funktionieren musst oder kaum noch zur Ruhe kommst, reagiert dein System empfindlicher – auch auf Geräusche.

Ein übererregtes Nervensystem filtert Reize weniger gut aus. Das bedeutet: Geräusche, die sonst im Hintergrund verschwinden würden, treten in den Vordergrund. Genau das passiert oft beim Tinnitus.

Stress ist kein Auslöser im klassischen Sinn – aber ein Verstärker. Und: Er verhindert oft, dass dein Gehirn lernt, das Geräusch als „unwichtig“ einzustufen und in den Hintergrund zu schieben.

Warum Gedanken den Tinnitus lauter erscheinen lassen

„Hoffentlich wird es nicht schlimmer.“

„Ich halte das nicht mehr lange aus.“

„Ich muss da jetzt eine Lösung finden.“

Solche Gedanken sind nachvollziehbar – und sie erzeugen inneren Druck. Und je mehr du versuchst, den Tinnitus zu kontrollieren oder loszuwerden, desto mehr rückt er in den Fokus.

Auch Gedanken wirken wie ein Verstärker: Wenn du sie glaubst, steigt dein Stresspegel – und damit auch die Anspannung im Körper. Viele meiner Klient:innen merken erst in der Begleitung, wie eng das Zusammenspiel zwischen Gedanken, Emotionen und Körper wirklich ist.

Ein Klient sagte einmal sinngemäss: „Ich dachte immer, ich muss den Tinnitus loswerden – und habe dabei völlig übersehen, wie sehr ich mich selbst dabei verliere.“

Solche Erkenntnisse sind oft der erste Schritt zu einem neuen Umgang.

Was das für dich bedeutet

Wenn Tinnitus mehr ist als ein Ohrgeräusch, dann kann auch die Lösung mehr sein als ein Medikament oder eine technische Massnahme.

Das bedeutet:

Praktischer Impuls: Mini-Check-In für dich

Nimm dir einen Moment Zeit und spüre nach:

  • Wie war dein Tag bisher – ruhig, angespannt, voll, leer?
  • Wo in deinem Körper nimmst du gerade Spannung wahr?
  • Wenn du deinem Tinnitus heute eine Farbe oder Form geben würdest – wie sähe er aus?
  • Was brauchst du gerade jetzt – unabhängig davon, ob das Geräusch da ist?

Diese Fragen helfen dir, die Aufmerksamkeit langsam zu weiten: weg vom reinen Symptom, hin zu deinem Erleben. Das ist der erste Schritt zu mehr Selbstwirksamkeit.

Take-Aways:

  • Tinnitus entsteht nicht nur im Ohr – sondern im Zusammenspiel von Körper, Nervensystem und Psyche.
  • Stress, Anspannung und belastende Gedanken können das Ohrgeräusch verstärken.
  • Verständnis und Entlastung sind die Basis, um den Fokus zu verändern.
  • Es gibt wirksame Wege, mit dem Tinnitus zu leben – auch wenn er bleibt.
  • Hilfe holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein aktiver Schritt in Richtung Lebensqualität.
Daniela Blaser

Neugierig auf mehr?

In meinen Webinaren und Gruppenprogrammen zeige ich dir, wie du deinen Tinnitus besser verstehst – und was du selbst konkret tun kannst. Schreib mir gern, wenn du dabei sein möchtest oder Fragen hast.